Meine Reise zu mir selbst

Furchtlos. Ausdrucksstark. Frei.

Ein Gastartikel von Anna Franziska Rohrbeck über das Leben, das Reisen und warum frau und mann sich auf eine Yogareise begeben.

Eva-Maria und ich

Meine Reise zu mir selbst…

Ich kann mich sehr gut an den Tag erinnern, als ich Eva-Maria zum ersten Mal traf.

Es war ein Sonntag, genauer gesagt, der 13. Mai 2017, ein Glückstag. Nach einem zweistündigen Flug lande ich voller Vorfreude auf meine gebuchte Yogareise in Rom-Fiumicino. Groß, laut, Beton, nicht wirklich schön im klassischen Sinne. Doch: Mein Herz hüpft, ich grinse breiter als breit und eine innere Stimme sagt „Ich bin zu Hause.“ 🙂

Ich gehe zum vereinbarten Treffpunkt meines Reiseveranstalters. Als nichts und niemand auftaucht, bleibe ich entspannt. Die Freude, endlich in Italien meiner Herzensheimat zu sein, ist größer als alles andere.

Dank einer Frau, die die gleiche Reise wie ich gebucht hat und meinen Italienischkenntnissen finde ich nach einigen Irrungen und Wirrungen den richtigen Treffpunkt.

Und dort treffen wir eine blonde, strahlende Frau, die ich schon vom Foto her kannte. Es war Eva-Maria Flucher, unsere Yogalehrerin. Auch sie war zum ersten Mal vom Veranstalter für diesen Ort gebucht und so starteten wir dann kurze Zeit später gemeinsam mit unserem Shuttle zum Hotel.

Es wurde eine Woche voller Freude, tollem Austausch in einer wunderbaren internationalen Gruppe (Schweizer*Innen, Italiener*Innen, Österreicher*Innen und mir als Deutsche). Italienisch war kein Problem, ganz im Gegenteil, endlich wieder meine Sprache aufpolieren. Österreichisch und Schwyzerdütsch habe ich in den fünf Tagen dann immer besser verstanden 😉

Es war eine Freude, als Pilatestrainerin mit Eva-Maria Yoga praktizieren zu dürfen. Wir haben uns inspiriert und es entstanden wunderbare Acro-Yoga Sessions am Strand. Für mich, die immer Angst im Sport, bei Handstand und Co hatte, war das etwas ganz Besonderes.

Wie kommt eine knapp 37-Jährige zu dieser Yogareise?

Dazu muss ich etwas ausholen. Von klein auf habe ich das Fliegen gehasst, mir wurde immer speiübel. Ich war jedes Mal froh, wenn ich aus Flugzeug, Bus etc. endlich raus war und am Urlaubsort ankam. Außerdem hatte ich immer mit vielen Ängsten zu kämpfen. Panikattacken waren meine vertrauten Begleiter. Alleine verreisen wäre mir also noch ein paar Jahre zuvor nie in den Sinn gekommen.

Geboren 1980 in Berlin, wuchs ich wohlbehütet mit meinen Eltern und meinem zwei Jahre jüngeren Bruder auf. Ängste, wie die vorm Alleinsein und vorm zur Schule gehen, waren Teil meiner Kindheit. Zurückhaltend, gar schüchtern und kaum hörbar absolvierte ich meine Schulkarriere. Ich war eine gute Schülerin und habe durch Fleiß meine fehlende mündliche Mitarbeit ausgeglichen.

Bereits in der 11. Klasse war klar, dass ich eine Ausbildung zur Physiotherapeutin machen wollte. Da meine Eltern Ärzte waren, lag auch die Idee eines Medizinstudiums nicht fern. Doch mich zog es zur Physiotherapie.

Nach dem Abitur (oder auch nach der Matura, wie es in Österreich heißt), nahm ich mir eine sechsmonatige Auszeit. Die ersten drei Monate verbrachte ich in Perugia an der Universität für Ausländer und studierte Italienisch. Für einen Angst-Menschen wie mich war das ein riesiger Schritt. Das erste Mal alleine von zu Hause weg.

Es folgten drei Jahre Physiotherapieausbildung, anschließend einige Fortbildungen.

Meine Reise zu mir selbst

Ursprünglich wollte ich Sportphysiotherapeutin werden. Doch das Leben hatte etwas anderes für mich vorgesehen. Heute bin ich Körper- und Gestalt-Therapeutin und arbeite als systemische Prozessbegleiterin.

Dazu kam es unter anderem durch die Begegnung mit einem Dozenten, den ich bei einer Osteopathie-Fortbildung traf und der mir eine ganz neue Welt eröffnet hat.

Er hatte eine Ausbildung ins Leben gerufen, die die körperlichen Methoden von Physiotherapie und Osteopathie mit den Methoden der Gestaltpsychotherapie, einer humanistischen Psychotherapieform miteinander verbindet. Für mich war das genau das Richtige, denn ich erkannte, dass die Osteopathie ebenso wie (Gestalt-) Psychotherapie ihre Grenzen hat.

Als Freundin der Osteopathie weiß ich, dass ein rechter Schulterschmerz häufig in Verbindung steht mit einer erhöhten Zwerchfell- und Leberspannung und ich kann diese lösen. Danach bleibt aber immer die Frage „Wieso spannt diese Person denn die Leber so an?“.

Psychotherapeuten kommen an ihre Grenzen, wenn das physische System der Klient*In so fest ist, dass er gar nicht in und mit seinem Geiste und seinen Emotionen arbeiten kann. Dann bedarf es erst mal einer Entspannung auf geweblicher Ebene.

Auf meine Körperspuren und Charaktertypen Ausbildung folgte die IMpuls® Körper-Gestalt-Therapie Ausbildung. Um neben den Intra- und Inter-Personellen Ebenen auch die systemische Ebene mit integrieren und bedienen zu können, habe ich zusätzlich die Ausbildung zur Systemischen Prozessbegleiterin (Gestalt-Aufstellungen) gemacht.

Doch bevor ich als Therapeutin Menschen bei ihrer Heilung begleiten konnte, musste ich den Prozess der Heilung durchlaufen. Um den wirklichen Ursachen meiner Angstgeschichte auf den Grund zu gehen, machte ich selbst einige Jahre Therapie. Meiner Meinung muss jeder, der als Therapeut*In arbeiten möchte, zunächst seine eigene Geschichte klären und heilen.

Für mich hieß das meinen Unfall, der mich 2006 fast das Leben kostete, vollends zu integrieren und zu verarbeiten, auf psychischer und physischer Ebene.

In meiner Therapie und in meinen Ausbildungen durfte ich Körper und Psyche verstehen, nachnähren, ausheilen und Freude, Lebendigkeit, Lebenslust erstmals wirklich in mein Sein einladen.

Ich bin durch dunkelste Täler geschritten und mein Leitspruch war immer „Mein Auto hat keinen Rückwärtsgang. Es bleibt maximal mal kurz stehen, aber es geht immer weiter vorwärts.“ So habe ich mich mutig und beharrlich Schritt für Schritt in mein Leben gekämpft.

Ich bin dankbar für all diese Erfahrungen, sie haben mich stärker, freudvoller, authentischer und liebender gemacht, als ich es mir je hätte vorstellen können.

Mein Weg und meine Werte heute

Seit 2011 arbeite ich selbstständig als Körper- und Gestalt-Therapeutin. Seit 2013 in eigener Praxis in Berlin-Schöneberg. Heute begleite und unterstütze ich Frauen zwischen ca. 30-50 Jahren, die sich auf ihren Weg begeben. Bei denen körperliche Beschwerden, Ängste oder Krisen in beruflichen und privaten Beziehungen ihnen anzeigen, dass etwas noch nicht ganz stimmig ist.

Schon in Grundschulzeiten kam ich durch eine enge Freundin in Kontakt mit dem Buddhismus und wurde später durch meinen damaligen Ausbilder und Therapeuten daran erinnert.

Seit 2011 bin ich nun praktizierende Buddhistin. Wobei ich mich mit diesem Wort immer etwas schwer tue. Ich meditiere, ich besuche regelmäßig Kurse und Retreats. Ich habe eine Linie, der ich folge. Und gleichzeitig bin ich offen für verschiedene Weisheitsformen. Zum Thema Buddhismus sage ich gerne: „Nenn es Gott mit tausend Namen!“.

Ich verbinde für mich im gelebten Buddhismus das östliche und westliche Verständnis dazu.

Die östlichen Philosophien und Meditationen zielen auf die Buddhanatur ab. Die innere, immer strahlende Sonne. Es wird gelehrt, dass unser aller Kern stets pur, rein, strahlend und unzerstörbar ist, dass nur die Wolken davor aus dem Weg geräumt werden müssen.

Der westliche Ansatz konzentriert sich mehr auf die Wolken selbst, auf Emotionen und sogenannte Schattenanteile.

Das Ziel in allem, ganz gleich ob Körper, Psyche, Geist, ist immer Bewusstsein. Immer auf das, was bleibt. Der Weg dahin geht für mich mal über die Wolkentechniken (Körper-Gestalt-Therapie) und mal über die Sonnentechniken (Meditation).

So ist mein Wirken mein wofür in diesem Leben mit allem, was ich tue: das Zielen auf Bewusstsein, auf das, was bleibt. Denn mit Therapie kannst du nicht erleuchtet werden. Mit Meditation verlierst du nicht deine Neurosen. Die Kombination hilft dir im Leben und fürs Sterben.

So frage ich mich bei allem, was ich tue: „Ist es gut für Kinder?“ Und „Hilft es beim Sterben“ und dann LEBE, lebe alles jetzt.

Furchtlos. Ausdrucksstark. Frei.

Und damit schließt sich der Kreis. Denn so kam es, dass ich 2017 meine erste Reise allein antrat. Ich wollte ans Meer, ich wollte nach Italien und habe mich dazu entschieden, eine Yoga-Gruppen-Reise zu machen. Durch „Zufall“ fand ich im Internet „NeueWege“ und habe es einfach gebucht. Datum und Ort passten, der Rest war Glück.

Und mein Mut wurde belohnt. All die Arbeit der letzten Jahre zahlten sich aus. Ich traf auf die bezaubernde Eva-Maria und eine so zauberhafte Gruppe an einem magischen Ort. Einfach perfekt. Alles richtig gemacht.

Dank facbeook, instagram und Co. sind wir noch heute regelmäßig in Kontakt. Sodass ich auch hier und heute diesen Artikel schreiben darf. Eine kleine Reise durch mein Leben und was alles möglich ist, wenn du dich traust, dir selbst wahrhaftig zu begegnen.

Dafür braucht es Mut, Beharrlichkeit, ein*e gute Therapeut*In/Coach*In an deiner Seite und dann das Auto ohne Rückwärtsgang.

All die Mühe zahlt sich sowas von aus.

Und gerade heute im Dezember 2020, wir befinden uns im zweiten „lockdown“, bin ich einmal mehr dankbar für all die innere Arbeit der letzten Jahrzehnte. So habe ich eine gute Stabilität, genügend Werkzeuge und Zugriff auf meine Ressourcen, dass ich auch in diesen wilden Zeiten ein Leuchtturm für andere sein kann. Und wenn ich selbst einmal Unterstützung brauche, dann weiß ich sie mir zu holen, um wieder weiter mein Licht in die Welt strahlen lassen zu können.

Vielleicht macht es Dir Mut, dich auch auf deinen Weg zu begeben. Nach innen zu schauen, welche Themen noch gelöst werden dürfen. Wo vielleicht dein Körper dir Signale aufzeigt, dass etwas nicht im Reinen ist. Es gibt viel zu entdecken und ich sage dir, es lohnt sich wirklich.

So geht der Weg hin zu:

Mehr Furchtlosigkeit. Mehr Ausdrucksstärke. Mehr Freiheit.

Sei es dir selbst wert!

Von HERZEN ANNA


 P.S.: Beim Schreiben dieses Artikels wird mir wieder einmal mehr bewusst, was ich schon alles erlebt habe, überlebt habe und welche Meilensteine ich erreicht habe. Ich wünsche auch dir, dass du dich und dein Leben wirklich wertschätzt. Raus aus hinkenden Vergleichen, hin zu dir und deiner Einzigartigkeit. Für mich ist es das erstrebte Ziel, die eigene innere Vollkommenheit wirklich in jeder Zelle zu spüren und zu leben. Und gleichzeitig zu wissen: Da geht noch so viel mehr. Bewusstsein wächst stetig. Mein und dein Potenzial sind noch lange nicht ausgeschöpft. Und dabei geht es nicht um Selbstoptimierung. Du bist vollkommen, genau so wie du bist. Und du darfst dich noch mehr entdecken, Altes abstreifen und voll und ganz dein bewusstes Leben leben.

Be the change you want to see in the world.

Eigene Bewusstseinsarbeit ist der Schlüssel für eine bessere, gesündere Welt. Starkes Ich und starkes Wir. Für ein starkes Wir, braucht es ein starkes, bewusstes Ich. Ohne Projektion!

Anna Franziska Rohrbeck
fotocredits: Grit Siwonia Fotografie

Anna Franziska Rohrbeck

Mutig, beharrlich, humorvoll. Ich bin liebende Hundetante, mein Vierbeiner ist meine größte Freude, mein größtes Glück und mein perfekter Lehrmeister für Vertrauen und das Sein im Hier & Jetzt. Von klein auf ist das Tanzen wesentlicher Teil meines Lebens. In Berlin siehst du mich per Rad in den Straßen unterwegs oder zu Fuß, mit meinem Hund im Wald und am Wasser. Je älter ich werde, desto mehr liebe ich die Schätze der Natur. Ich tanke auf und fördere meine Selbstregulation aktiv. Italien und das Meer sind meine Zweitheimat.

Weitere Informationen zu Anna und ihrem Tun findest du hier

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fotocredits to: Huberta Weigl und Grit Siwonia Fotografie